Dirk Emmerich texte | fotos | musik

Krim. Zweieinhalb Jahre danach...

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Seit zwei Wochen mehren sich neue Spannungen zwischen Russland und der Ukraine.
Insbesondere von der Krim gab es beunruhigende Meldungen.
Ein ominöser Zwischenfall - der vielleicht wahr, vielleicht erfunden, vielleicht ausgeschmückt - der vom Kreml genutzt wurde, ein endgültiges Aus von Minsk-II anzukündigen. Massive Truppenbewegungen, Gefechtsbereitschaft der ukrainischen Armee, verbales Säbelrasseln zwischen Putin und Poroschenko.

Auf der Krim selbst ist davon auf den ersten Blick wenig zu sehen, zu spüren. Aber zweieinhalb Jahre nach dem Anschluss an Russland macht sich Katerstimmung breit. In Simferopol hat sich wenig geändert. Ein neues Denkmal wurde aufgestellt. Ein „freundlicher Soldat ohne Rang- und Herkunftszeichen“, dem ein Mädchen einen Blumenstrauß üpberreicht. Erinnerung an den Februar/März 2014, als die Krim russisch wurde. Moskau hat eine Kathedrale im Zentrum errichtet
Viel patriotische Parolen… Das Lenin-Denkmal steht noch immer, Putin-Poster, sowjetischer Charme… und Militärläden, in einem entdecken wir eine große syrische Fahne mit Assad.

Die Hoffnungen auf ein besseres Leben haben sich nicht erfüllt. Die Gehälter wurden kaum angehoben, aber der Rubel hat vieles teurer gemacht, die große Masse hat weniger Geld als zu ukrainischen Zeiten.
Die EU-Sanktionen lassen die Wirtschaft nicht wachsen. Die alten Verbindungen zur Ukraine sind weitgehend gekappt. Die Versorgung der Halbinsel erfolgt über Kertsch im äußersten Osten. Die von Putin vollmundig versprochene Brücke über die Meerenge aus der Region Krasnodar lässt auf sich warten. Dazu kommen EU-Sanktionen, die auch wir zu spüren bekommen. Kein Telefon-Roaming für deutsche SIM, keine westlichen Kreditkarten.
Nach Jalta kommen zwar weiter Urlauber, keine Ukrainer, aber Russen… aber nur die, für die Ägypten und die Türkei zu teuer sind, oder zu unsicher. Sie geben zu wenig Geld aus. Die Einnahmen aus dem Tourismus gehen zurück. In Kazantip, wo bis 2013 das größte Rave-Festival Ost-Europas stattfand, gähnende Leere, verfallende Einrichtungen.

Die Lage der Krim-Tataren hat sich dramatisch verschlechtert. Mit ihnen ins Gespräch zu kommen ist nicht einfach, sie zu einem Interview mit Kamera zu bewegen, fast unmöglich. Sie sind zutiefst eingeschüchtert und haben Angst vor Repressionen nachdem ihr Parlament - die Medschlis - im April als „terroristische Organisation“ eingestuft und verboten wurde.

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