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Abschiebhaft in Tripoli

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…irgendwann ging es dann:

nach vielen Gesprächen, Telefonaten, freundlichen Gesten und viel Engagement unseres Fixers Abdul dürfen wir für drei Minuten im Abschiebe-Gefängnis drehen…
Über 200 Afrikaner aus dem subsaharischen Afrika auf engstem Raum. Viele von ihnen wollten nach Europa, die meisten haben es nicht einmal bis an die Küste geschafft, um in eines der Vielen viel zu kleinen Holz- oder Schlauchboote einzusteigen…
Sie haben alle einen langen beschwerlichen Weg über die Wüste hinter sich… Niger, Senegal, Mail, Äthiopien… dort ist es noch schlechter als in Libyen, keine Arbeit, keine Hoffnung, jeden Tag geht es ums nackte Überleben.

hier der Link zu unserem Report für RTL Aktuell und n-tv
http://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Schlepper-haben-in-Libyen-ein-leichtes-Spiel-article17773331.html

Wie oft haben wir im letzten Jahr gehört „Wir müssen die Fluchtursachen an ihren Quellen bekämpfen…“
Für diese Menschen, für Afrika heißt das nachhaltige ENTWICKLUNGSHILFE, so schlecht die Erfahrungen der letzten vier Jahrzehnte auch sein mögen.
Vielleicht sollte es Länder-Patenschaften geben… das Land X aus Europa übernimmt die Patenschaft für das Land Y in Afrika und ist dessen Fürsprecher.
Auch anderes geht sicher, ich höre schon die Kritiker (das wäre eine Art Neo-Neo-Kolonialismus)… alleine packen sie es nicht (Korruption, Vettern- und Misswirtschaft)

Keine Hilfe auf jeden Fall ist die Operation SOPHIA im Mittelmeer.
Seitdem dort Schiffe patroullieren - sie sollen gegen die Schlepper vorgehen - hat sich die Zahl der Flüchtlinge vervielfacht.
Das hat nichts mit dem EU-Türkei-Deal und der Schließung der Balkan-Route zu tun, denn über die kamen fast ausschließlich Syrer, Iraker, Afghanenen, Pakistani
Hier in Libyen sind es 95% Schwarz-Afrikaner… und es werden immer mehr.
Ein libyscher Polizei-Hauptmann sagt uns: „Die Flüchtlinge haben es jetzt einfacher. Vor einem Jahr mussten sie die gesamte Strecke bis Afrika auf eigene Faust meistern. Jetzt hat sich herumgesprochen… Wir müssen aufs offene Meer und nach Militärschiffen Ausschau halten… Die nehmen uns auf und bringen uns ans italienische Festland“.
Ein Teufelskreis.

Fluchtursachen an ihren Quellen bekämpfen.

Wir sprechen mit einem Schlepper.
1200 Euro kassiert er pro Platz auf einem Boot. Hat er Skrupel, weil die Boote zu klein und das Risiko auf offener See zu ertrinken für die Flüchtlinge viel zu groß ist?
Nein! Klar ist das ein Risiko für die Menschen, aber sie wissen alle worauf sie sich einlassen.

Libyen selbst hat angesichts der eigenen Probleme (letzer Postwurf) gar kein Interesse, die Flüchtlinge aufzuhalten…