Tripoli, Libyen
Wir haben etliche Tage auf unser Visum und eine Genehmigung der Fajr-Regierung in Tripolis gewartet.
Das ist eine von drei Regierungen in dem zerfallenen Staat… - es sind gemäßigte Islamisten.
Sie akzeptieren halbherzig die zusammengezimmerte Einheitsregierung, die von einem Luftwaffenstützpunkt in Tripolis agiert.
Aber diese vom Westen unterstützte Regierung ist reine Farce… noch bedenklicher, dass sie jetzt Waffen bekommen soll.
Das sieht schon im Anfang nach Scheitern und noch größerem Chaos aus.
Einreise über Istanbul mit Afriqiyah Airways (eine der beiden libyschen Linien), die einzige, die über die gängigen Reise-Portale buchbar ist, aber von der EU auf die schwarze Liste der Luftfahrtgesellschaften gesetzt wurde und keinen Flughafen in Europa anfliegen darf.
Tripolis selbst wirkt auf den ersten Blick friedlich.
Aber anders als Damaskus bei weitem nicht so relaxt - dort ist es innere Ruhe und Gleichgewicht, hier angespannte Ruhe und Sorge, dass alles kippen könnte.
Vieles sieht so aus wie vor fünf Jahren als ich schon einmal hier war.
…aber mehr Milizen auf den Straßen, mehr Waffen, mehr Kontrollen.
…dafür aber keine Luftangriffe der westlichen Alliierten
Einig sind sich die Menschen in ihrer Angst vor Daesh, der am Donnerstag in Sirte ein Massaker verübt hat (50 Tote)…
…keiner versteht, dass der Westen am Südufer des Mittelmeeres nichts unternimmt
…viele glauben, dass die USA und der Westen ein zersplittertes schwaches Libyen wollen
…warum sonst dürften Saudi-Arabien und die Türkei Daesh weiter unterstützen
…das hören wir sowohl von einfachen Menschen wie auch von Intellektuellen
Libyen ist darüber hinaus in den letzten Monaten neuer wichtiger Ausgangspunkt für Flüchtlinge aus Afrika geworden, die nach Europa wollen.
Die Recherchen und Genehmigungen das ins Bild zu bekommen laufen, sind jedoch schwierig.
Agieren auf eigene Faust kaum möglich und zudem nicht ungefährlich… - die Schlepper lassen niemanden zu nah an ihre Kreise heran.
Auch in den Dörfern am Meer, wo die Boote nach Lampedusa starten, will niemand vor der Kamera sprechen. Alle haben Angst.